Unser Verkehrsplan
Wir wollen eine Verringerung des Durchgangsverkehrs.
Gemeinsam planen wir, wie es gehen könnte. Und begleiten die Umsetzung.
Wir haben einen angenommenen Einwohner*innenantrag,
um unseren Kiez sicherer und ruhiger zu machen.
Nun geht es hoffentlich bald an die Umsetzung.
Warum Verkehrswende im Kiez?
Fahrradfahren und Zufußgehen sind ernst zu nehmende Mobilitätsformen. Sie verdienen ihren dringend benötigten Platz. In der Verkehrs- und Infrastrukturplanung von Friedrichshain sind sie mit dem ÖPNV unserer Meinung nach vorrangig vor dem Autoverkehr zu behandeln.
Warum? Der Autoverkehr ist für Einzelne praktisch und hat Vorteile. Aber In der Masse funktioniert "das Prinzip Auto" - in einer Stadt wie Berlin - nicht mehr. Die Vorteile schwinden, je mehr kleinste Wege per PKW zurückgelegt werden. Oder PKWs die meiste Zeit herumstehen. Die Nachteile überwiegen: Stau, Parkplatzprobleme, Umweltverschmutzung, sehr hoher Platzbedarf, Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer*innen, ungerechte Raumverteilung.
Autos wollen wir nicht verteufeln, keinesfalls. Jedoch: Den in den vergangenen Jahrzehnten ausgeuferten Weg der autogerechten Stadt auf Kosten der Menschen wollen wir ändern. Im Ostkreuz-Kiez haben viele Anwohner kein eigenes Auto. Viele wollen nicht akzeptieren, für einen Durchgangsverkehr oder Vorteile einzelner Nachteile in Kauf zu nehmen.
Davon profitieren alle Altersgruppen. Egal, ob mit Kinderwagen oder Rollator, Roller oder Rollstuhl, Fahrrad oder Cargobike: abgesenkte Bordsteinkanten, Verkehrsberuhigung und sichere Fußgängerüberwege tun dem Kiez gut. Grünanlagen und autofreie Flächen helfen das Klima zu retten.
Friedrichshain ist im Wandel und wächst stetig. Kinder sollen wieder selbständig und sicher zur Schule kommen können. Menschen wieder angstfrei durch ihre Wohngebiete spazieren oder radeln können. Ca. 4000 geparkte Privatfahrzeuge belegen einen Großteil des Straßenlands, Fußgänger*innen – und das sind wir alle, meistens, werden dadurch benachteiligt.
Friedrichshain ist einer der am dichtesten bebauten Bezirke in Deutschland; 136 Einwohner je Hektar wurde 2019 berichtet.
Zu einem lebenswerten Stadtteil gehört die gerechte Teilhabe und Berücksichtigung aller Menschen gleichermaßen. Wir fordern einen Paradigmenwechsel bei der Verteilung des öffentlichen Raums: Weg vom Auto, hin zum Allgemeininteresse. Leisere Straßen, saubere Luft und damit die Gesundheit aller Menschen in Friedrichshain sind ein höheres Gut als individuelle motorisierte Interessen.
Natürlich gibt es für manche Menschen tatsächlich keine Alternative zum eigenen Auto. Trotzdem ist das eigene Auto in Friedrichshain schon heute eine Sache von wenigen Menschen. Die meisten haben kein solches und brauchen es auch nicht. Und es werden immer mehr - unabhängig von Status, Einstellung und Familiensituation. Je weniger Autos in der Stadt, desto mehr Platz haben die Menschen – auch die, die auf ein Auto angewiesen sind.
Eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 auf Hauptverkehrswegen und Tempo 20 auf Nebenstraßen der Wohnviertel sorgen für besseren Verkehrsfluss, erhöhte Sicherheit, weniger Lärm und Luftschadstoffe. Staubildung und schwere Unfälle werden vermieden. 2019 betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit der Autos in Berlin ohnehin nur 19 km/h – allerdings mit viel Stopp und Go.
Alle Forderungen haben auch zum Ziel, eine nachhaltige Entwicklung unseres Stadtteils umzusetzen. Für ein besseres Stadtklima brauchen wir dringend weniger Schadstoffe, weniger Versiegelung — und dafür mehr CO2-neutrale Mobilität.
Es wird dringend ein Radverkehrsnetz in Friedrichshain benötigt, dass schnelle und sichere Mobilität überall im Bezirk gewährleistet. Dazu müssen alle Straßen für Fahrräder befahrbar gemacht werden. Fahrradwege und Fahrradstraßen verbinden die Kieze und müssen mit Radschnellverbindungen zu anderen Bezirken verbunden werden. An Orten wie Schulen, Kitas, Bahnhöfen und Geschäften müssen überall ausreichende Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Lastenräder geschaffen werden. Auch an Kreuzungen in Wohngebieten soll dafür Platz ausgewiesen werden.
Längere und getrennte Ampelschaltungen an den Hauptverkehrsstraßen, mehr Querungsmöglichkeiten und Zebrastreifen sowie Gehwegvorstreckungen verbessern die Sicherheit aller zu Fuß Gehenden. Vor allem auch für ältere Menschen und Familien mit Kinderwagen müssen vielerorts Bordsteine abgesenkt werden, um eine barrierefreie Mobilität für alle zu ermöglichen. Friedrichshain könnte ein Stadtteil der kurzen Wege sein, wie es fortschrittliche Verkehrspolitik zum Beispiel in Paris und Gent vormacht.
Der Anlieferverkehr benötigt ausgewiesene Stellflächen, die nicht zugeparkt werden. Paketdienste sollen mit Mikrodepots eine lastenrad-basierte Lieferstruktur umsetzen. Noch verbleibende Sharingangebote sollen ihre eigenen festen Stellflächen haben (z. B. an Ladesäulen).
Straßen sind nicht nur Orte des motorisierten Verkehrs. Sie sind auch Begegnungs- und Wirtschaftszonen, Aufenthaltsräume oder einfach Nachbarschaftsstraßen. Mehr Raum für den Fuß- und Radverkehr steigert den Umsatz lokaler Geschäfte. So erhalten wir auch die vielfältige Einzelhandels- und Gastronomielandschaft, die unseren Kiez ausmacht, ohne die Anwohner*innen zu verdrängen. Es gibt viele Ideen für die Stadt von morgen als unserem Zuhause.