Ich bin für Verbesserung, aber...

Die Umsetzung der Verkehrsberuhigung in unserem Kiez wird durch die ersten Maßnahmen sichtbar. Natürlich ist das Veränderung: Es gibt ein kleines Stück Fahrradstraße. Es gibt Einbahnstraßen. Natürlich gibt es dazu auch Rückfragen. Daher erklären wir unsere Motivation und die Hintergründe.

Was die Motivation ist

Als Initiative Ostkreuz für alle haben wir uns zusammen für eine deutlich stärkere Verkehrsberuhigung engagiert und in diesem Rahmen einen von weit über 1000 verifizierten Unterschriften unterstützten EinwohnerInnenantrag in die BVV eingebracht, mit der Bitte an die BVV, einen Beschluss im Sinne unseres Vorschlags zu fassen. Die BVV hat einen entsprechenden Beschluss im Sommer 2023 gefasst und im Anschluss einen Planungs- und Beteiligungsprozess gestartet. Als Initiative von AnwohnerInnen unterstützen wir diesen Beschluss und den aktuellen Planungsstand auch bzgl. der Simplonstraße vollständig!

Den Antrag dazu haben wir weiterhin auf dieser Internetseite veröffentlicht.

Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass wir als Initiative weder den Beschluss noch die Planung und Umsetzung verantworten. Die detaillierte Planung wurde von Fachleuten des Bezirksamts erstellt, die Beschlussfassung der gewählten BVV erfolgte nach umfangreicher Befassung mit unserem Vorschlag in verschiedenen Ausschüssen der BVV unter Einbeziehung von Stellungnahmen des Bezirksamts und die jetzt vorliegende Planung wurde vom Bezirksamt u.a. Mit den Sicherheitsbehörden, der BVG und der Stadtreinigung abgestimmt, um deren Belange ausreichend zu berücksichtigen.

Es gab im Planungsprozess außerdem mehrere Beteiligungsformate für AnwohnerInnen, unter anderem als Online-Beteiligungsverfahren und im Rahmen von Vor-Ort-Terminen im Frühsommer 2024. Für diese Beteiligungsverfahren wurde jeweils auch mit Aushängen im Kiez geworben. Im Zuge dieser Planungs- und Beteiligungsverfahren wurden auch Änderungen an unserem Vorschlag vorgenommen - unter anderem zum Beispiel für die Simplonstraße, die in unserem Vorschlag als Sackgasse ohne Fußgängerzone ausgestaltet war.

Verantwortung für Veränderung

Wir schreiben dies nicht, um mit dem Finger auf das Bezirksamt zu zeigen. Im Gegenteil: Wir finden das aktuell vorliegende Konzept gut. Es ist uns aber wichtig zu betonen, dass die aktuellen Planungen nicht im luftleeren Raum durch eine kleine Initiative beschlossen wurden (und auch wieder rückgängig gemacht werden könnten): Unser Antrag mit weit über 1000 verifizierten Unterstützungsunterschriften aus dem Kiez hat einen (wichtigen) Anstoß gegeben - die abschließende Planung aber wurde umfangreich auch öffentlich erörtert und von der demokratisch gewählten Bezirksverwaltung beschlossen.

Unsere Grundgedanken zur Verkehrsberuhigung

Ziel unserer Initiative und auch der darauf basierenden Beschlussfassung der BVV und der Detailplanung des Bezirksamts ist zu verhindern, dass unser Wohnkiez zu stark durch motorisierten Durchgangsverkehr belastet wird und gleichzeitig umweltfreundlichere Fortbewegungsarten (zu Fuß, Fahrrad, ÖPNV) zu fördern. Das halten wir für wichtig: Schon heute ist es so, dass ein großer Teil des Autoverkehrs bei uns nicht von Anwohnern verursacht wird – ein großer Teil der Autos fährt nur durch unseren Kiez durch. Mit der Freigabe der A100 bis Treptower Park (voraussichtlich in diesem Jahr) wird sich der Zustrom an Autos auf/über die Stralauer Allee absehbar noch mal deutlich erhöhen – und damit aller Voraussicht nach auch der Abkürzungsverkehr durch unseren Kiez. Noch mal mehr wird es dann, wenn 2028 die neue Elsenbrücke fertig wird.

Viele teilen diese Befürchtung, empfinden allerdings die gewählten Lösungen als Antwort nicht als die richtigen Lösungen. Über die besten Lösungen lässt sich immer sehr lange streiten.

PKWs von Anwohnenden im Kiez

Leider gibt es keine gute Möglichkeit, nur Anwohnendenautos durchzulassen („Anlieger frei“ Schilder funktionieren leider nicht). Das ist bereits heute in der Gärtnerstraße zu beobachten, in der die aufgestellten Schilder von zahlreichen Verkehrsteilnehmenden ignoriert werden.

Deshalb funktioniert die Reduzierung des Durchgangsverkehrs nur mit baulichen Maßnahmen, die dann immer dazu führen werden, dass einzelne Verbindungen schwieriger werden. Ziel ist es nicht, Anwohnende zu ärgern - wir alle wohnen hier und nicht wenige von uns fahren gelegentlich auch Auto. Aber wenn es nicht mehr möglich sein soll, unseren Kiez auf Schleichwegen zu durchqueren, werden dadurch (leider) zwangsläufig auch einzelne Autoverbindungen für Anwohnenden eingeschränkt. Wir wissen, dass sich in Einzelfällen auch für autofahrende Anwohnende Wege überproportional verlängern, glauben aber, dass das Ergebnis in Summe eine deutliche Verbesserung für uns alle als Anwohner mit sich bringen wird.

Das Beispiel Simplonstraße

Am Beispiel Simplonstraße wollen wir die Herausforderungen schildern: Aktuell werden sowohl der Weg über Modersohn/Gärtner/Wühlisch und die Verbindung über Revaler/Helmerding/Holteistraße gern als Abkürzungsstrecke genutzt, um durch unser Wohngebiet zu fahren statt die Hauptstraßen zu nutzen (oder auch mal ganz auf das Auto zu verzichten). Wenn nun wie geplant die Abkürzung durch die Modersohn oder die Revaler eingeschränkt werden, würde dies fast zwangsläufig dazu führen, dass sich der Abkürzungsverkehr einen neuen Weg durch die Simplonstraße sucht. Das soll mit der Sperrung eines kurzen Abschnitts der Simplonstraße (“Schulzone”) verhindert werden.

Wichtig: Anlieferverkehr und die Zufahrt für mobilitätseingeschränkte AnwohnerInnen soll laut Bezirkskonzept weiterhin erlaubt sein. Der für Autos gesperrte Bereich beschränkt sich dabei auf nur zwei Häuser: Simplon 25 und Simplon 27. und ca. 8-10 Parkplätze - es handelt sich um einen Straßenabschnitt von rund 80m Länge. Wir verstehen, dass dies im Einzelfall den Weg vom Parkplatz zum Haus etwas verlängern kann (wobei schon heute nur weniger AnwohnerInnen dieses Abschnitts einen Parkplatz direkt vor dem Haus finden werden) und sich auch die Zu- und Abfahrt mit dem Auto etwas verlängern kann. Im Sinne der Ziele von Verkehrsberuhigung und Verkehrssicherheit halten wir das aber für vertretbar - es bleibt weiterhin für alle AnwohnerInnen im Kiez möglich, mit dem Auto nah an ihr jeweiliges Wohnhaus zu fahren und auch weiterhin direkt im Kiez zu parken.

Interessenabwägung in der Verkehrsplanung

Verkehrsplanung ist immer Interessenabwägung. Komplette Gleichbehandlung und gleiche Berücksichtigung aller Interessen gibt es hier nie und kann es auch nicht geben. Auch heute ist Verkehr ja nicht gleichberechtigt: Autos haben mehr Platz als Fußgänger, Busse und Straßenbahnen müssen sich im Stau hinter Autos einreihen und Radfahrer sind zwar formal meist gleichberechtigt, können sich aber auf vielen Straßen nicht sicher bewegen.

Das neue Verkehrskonzept für unseren Kiez tariert diese sich zum Teil widersprechenden Interessen nun neu aus: Einschränkungen für den motorisierten Verkehr um insbesondere den Durchgangsverkehr zu verringern, mit gleichzeitigen Verbesserungen für den sogenannten Umweltverbund. Das wird niemals alle Menschen vollständig zufriedenstellen - das ist mit der heutigen Verkehrslage so und wird auch in der zukünftigen Planung so sein. Wir glauben, dass die vorliegende Planung für unseren Kiez in Summe eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation bedeuten wird und unterstützen daher diese Planung des Bezirksamts ausdrücklich.

Probleme durch die neue SItuation? Lösungen sind zu finden!

Sollten sich durch die konkrete Planung gravierende Probleme ergeben, die das Bezirksamt (und wir) bisher nicht gesehen haben, möchten wir alle Anwohnenden ermuntern, sich damit direkt an das Bezirksamt zu wenden. Auch wenn die Öffentlichkeitsbeteiligung schon abgeschlossen ist, können wir uns vorstellen, dass das Bezirksamt bis zur eigentlichen Umsetzung gewillt ist, berechtigte Einwände in der Planung anzuhören.

Ansonsten möchten wir alle, die sich für das Thema interessieren, auch zur direkten Diskussion einladen: Als Initiative sind unsere Treffen immer öffentlich und offen. Die Termine unserer Treffen veröffentlichen wir immer.

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